Tanz dich frei

Tanz dich frei

Wie Freies Tanzen dein Leben verändern kann

Nach vielen Monaten habe ich endlich nochmal getanzt. Dabei habe ich gemerkt, wie sehr mir diese freie, spielerische und spontane Bewegung gefehlt hat. Ohne Choreographie, ohne festgelegt Schritte. Einfach drauf los. Austoben. Mit meinem eigenen Rhythmus in Kontakt treten. Dem Rhythmus meiner eigenen Seele folgend. 

 

Ein sicherer Raum mit Menschen zum Spielen, Austoben und Loslassen. Wild. Authentisch. Berührend. In Verbindung sein und pure Lebensfreude zu spüren. Das war längst überfällig. 

Mich inmitten von mir bekannten und fremden Menschen, im Hellen und ohne Alkohol, so frei zu bewegen, ist mir nicht immer leicht gefallen. 


Angefangen hat das mit einer Balireise Ende 2011. Nach einer großen Krise hatte ich beschlossen, jeden Tag etwas neues auszuprobieren, auch wenn es noch so klein war. 

 

Und so befand ich mich in Bali bei einer Freundin, die mich zum Ecstatic Dance einlud. Ich sagte zu, obwohl das ein riesengroßer Schritt aus meiner Komfortzone war. Aber meine Neugier war stärker. 

 

Etwas unsicher stand ich am Rand der Tanzfläche und beobachtete die Menschen um mich herum, die sich ganz natürlich und hemmungslos der Musik hingaben. 

 

Das war beeindruckend. Und sehr berührend. So sehr, dass ich mir wünschte, mich auch so wohl mit mir und in mir selbst zu fühlen, und einfach drauflos zu tanzen.

Bild: Jackson David
Bild: Jackson David

 

Und so begann ich, mich zu bewegen. Ziemlich verunsichert anfangs. Mein Kopf ballerte eine Bemerkung nach der anderen raus, so nach dem Motto „du siehst total lächerlich aus“, „oh Gott, wenn die oder der mich sehen würde...“, „bleib besser am Rand, dann fällst du nicht so auf“...

 

Und doch bewegte ich mich. Anfangs am Rand. Unscheinbar und unsicher. Mein Kopf kam nicht zur Ruhe. 

 

Dennoch ging ich die Woche drauf wieder hin. Ein paar Tage später tanzte ich stundenlang auf einer Party auf der ich niemanden kannte und Sylvester tanzte ich bis 4 Uhr morgens auf einer Wiese - und war total erfüllt und glücklich. 

 

Nach drei bis vier Sessions fühlte ich mich einen Riesenschritt weiter: mein Kopf bewertete mich nicht mehr und ich genoß es, jeglichen Stress raus zu tanzen.  

 

Zurück zu Hause tanzte ich während ein paar Jahren wöchentlich 5 Rhythmen Waves.

Die Tanzfläche als Spiegel meiner Realität

Im Laufe der Zeit habe ich mich durch alle erdenklichen Emotionen getanzt. Durch Wut, durch Traurigkeit, durch Angst, aber auch durch Freude und Mitgefühl. Die Tanzfläche war wie ein Spiegel der Außenwelt und die Tänzer waren meine Spiegel. Ich sah, wie andere auf mich reagierten und mir wurde klar, wie ich diese Reaktionen alleine durch meine Körpersprache manifestierte. 

 

Ich beobachtete immer wieder andere, die zusammen tanzten. Verbunden durch den Tanz, spontan, aufeinander achtend und Grenzen respektierend, verschmelzend, mit und ohne Körperkontakt. Ich fand das wunderschön und beängstigend zugleich. Während ich mich mittlerweile sehr wohl fühlte, alleine zu tanzen, spürte ich, dass es mir schwer viel, MIT anderen zu tanzen. 

 

Im Tanz mit anderen versuchte ich meist mich anzupassen, obwohl ich mich total unwohl dabei fühlte, dem Rhythmus meines Gegenübers zu folgen. Ich hätte wegrennen können. Es fühlte sich falsch an, unangenehm und nicht authentisch. Ich wollte gefallen und gefiel mir selbst nicht dabei. 

 

Mein Leben lang hatte ich gelernt mich anzupassen und es anderen Recht zu machen. Und hier wurde mir klar: Beim Tanzen auch. 

 

Und so begann ich mich darin zu üben, im Kontakt mit anderen bei mir selbst zu bleiben. MEINEN Tanz zu tanzen und gleichzeitig MIT jemandem zu tanzen. Stück für Stück lernte ich frei meinem inneren Rhythmus zu folgen und dabei in Verbindung zu sein mit jemandem, der einem anderen Rhythmus folgt. 

 

Nachdem ich mich durch diesen Prozess getanzt hatte, erkannte ich, dass im gemeinsamen Tanz auch etwas Neues entstehen kann: ein Spiel, eine Geschichte, ein Abenteuer. Indem ich mich auf den anderen einlasse, wir gemeinsam erforschen und uns gegenseitig inspirieren. Dem Rhythmus der Musik und seinen Bewegungen folgend, können wir gemeinsam für einen Moment unsere eigene Welt entstehen lassen... und uns ihr völlig hingeben, leicht, vertraut, spielerisch. 

Bild: Roxxie Blackham
Bild: Roxxie Blackham

Das Tanzen hat mein Leben verändert. Es hat mich verändert.

So vieles durfte ich auf der Tanzfläche lernen. Ich folgte meinen Sehnsüchten, Unsicherheiten und Emotionen und lernte dabei unwahrscheinlich viel über mich selbst. 

 

Und nicht nur über mich. Ich lernte eine Realität kennen, in der sich jeder authentisch zeigt und seinem eigenen inneren Rhythmus folgt. Eine Welt, in der es keine Bewertungen gibt und in der alle die Grenzen anderer respektieren. Und jedes Mal bin ich aufs Neue überwältigt davon, wie wunderschön jedes einzelne Wesen ist. 

 

Dieses Wochenende ist mir klar geworden, dass diese freie, verspielte und hemmungslose Bewegung zu mir gehört. Sie ist ein Teil von mir. Und noch eine Erfahrung durfte ich machen:

Mit meinem Höheren Selbst tanzen

Durch eine intensive Energiereinigung und -aktivierung Anfang des Jahres habe ich eine Menge Erkenntnisse und Einsichten gewonnen, konnte vieles loslassen und mich neu auf den Weg machen. Authentischer werden, meinen Sehnsüchten folgen, Ängste überwinden und einfach machen. 

 

Auf der Tanzfläche habe ich mich deshalb diesmal ganz bewusst mit meinem Höheren Selbst verbunden. Und diese unendliche Weisheit in mir war ganz verrückt danach endlich nochmal zu tanzen. Sie freute sich wie ein kleines Kind. Sie wollte spielen und wild sein und sagte klar und deutlich: "Lass uns spielen und Spaß haben. Lass uns wild sein. Tanze so wild und hemmungslos wie möglich!" 

 

Ich tanzte und tanzte und tanzte. Mit mir. Mal temperamentvoll und leidenschaftlich und dann wieder sanft und neugierig. Und inmitten dieser Trance entdeckte ich meine Selbstliebe. So stark und sanft und warm und herzlich. So präsent. Ich tanzte mit ihr und sie mit mir. Wir tanzten gemeinsam als gäbe es nur uns beide. Pure unendliche Selbstliebe. 

Was ist Freies Tanzen bzw. Ecstatic Dance ?

Beim Freien Tanzen, das heißt tanzen ohne festgelegte Schrittfolgen oder Choerographie, bewegen sich Menschen frei auf den Rhythmus der Musik. Jeder folgt seinem eigenen Ryhthmus, seinen eigenen intuitiven Bewegungen und tanzt seinen eigenen Tanz. Oft führt sie dies zu einem Gefühl der Trance oder Ecstase. Als Tänzer kannst du dich dabei mit dir, deinen Emotionen und den Menschen um dich herum zutiefst verbunden fühlen. 

 

Ecstatic Dance und 5 Rhythmen sind eine Art Bewegungsmeditation, die dir hilft, Stress loszulassen, Emotionen zu verarbeiten und dich lebendig, glücklich und erfüllt zu fühlen.

Was sind die 5 Rhythmen? 

In den 70er Jahren entwickelte Gabrielle Roth (1941-2012) Ecstatic Dance weiter und formalisierte es. Grundlegend für die Praxis ist die Idee, dass alles Energie ist und sich in Wellen, Mustern und Rhythmen bewegt. Roth sagt: „Bewege deinen Körper um deinen Verstand zu beruhigen.“

 

Roth beschreibt das Tanzen als eine Seelenreise: indem du deinen Körper bewegst, dein Herz öffnest und deinen Geist befreist, kannst du dich mit der Essenz deiner Seele verbinden – die Quelle deiner Inspiration - in der du unendliche Möglichkeiten und unbegrenztes Potential hast. 

 

Die fünf Rhythmen sind Flowing, Staccato, Chaos, Lyrical und Stillness. 

Nacheinander getanzt werden sie als "Welle" bezeichnet. 

 

Während beim Sweat your Prayers frei eine oder zwei Wellen getanzt werden, ähnlich wie beim Ecstatic Dance, gibt es beim Wave tanzen oft spezifische Übungen, die dir helfen, sich mit dir selbst und anderen zu verbinden, im Hier und Jetzt zu bleiben und dein Sein zu erforschen. 


Neugierig geworden?

Dann google einfach mal was es in deiner Umgebung für Möglichkeiten gibt. Alternativ kannst du auch bei dir im Wohnzimmer anfangen, oder mit Kopfhörern im Wald tanzen. 

 

Die Musik muss dir nicht gefallen. Verbinde dich einfach mit dem Rhythmus der Musik und folge deinen Füßen. 

 

Du kannst auch ohne Musik tanzen, indem du deinem eigenen Rhythmus folgst. Du brauchst dich nur mit ihm zu verbinden. Und dann folgst du ihm, mit deinen Füßen. 

 

Ich sehe dich auf der Tanzfläche! 

 

Deine Caro